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"Nein." Erwiderte ich ausdruckslos und schaffte es gerade noch eine Spur von Überraschung zu unterdrücken. Nun war ich schon seit einiger Zeit Oberhaupt und dennoch traf mich in manchen Momenten die Rangordnung der Schattenbande und was sie mit sich brachte unvorbereitet. Es war mir eigentlich nicht wichtig gewesen, was Vulkan tat, da sie heute keine offizielle Aufgabe hatte, nur war ich mir nicht sicher gewesen, ob ich sie nun nur auf eine Jagd oder auch zu einer anderen Aufgabe oder einer privaten Angelegenheit begleitete. Denn auch wenn es selbstorganisierte "Gruppenaktivitäten" gab, waren wir doch kein Clan und führten kein entsprechendes harmonisches Familienleben. Es wurde gekämpft, gehandelt, und jeder Schatten hatte seine eigenen Gewohnheiten, die ich gerne verdeckt verfolgte. Dennoch war Vulkans Antwort fast eine Rechtfertigung gewesen. Allerdings war Vulkan eine der Schatten, die zwar Respekt zollten, aber durchaus einen starken Willen hatte. Diesen wollte ich gerne für mich einsetzen - Vulkan hatte für ihre Talente verhältnismäßig wenig zu sagen. Die Nacht würde mir sicherlich noch ein wenig mehr über sie verraten, denn ich fand immer, wenn ich suchte. "An den Grenzen war ich längere Zeit nicht mehr zur reinen Überprüfung - eine gute Möglichkeit, das zu ändern."

"Ein paar Schatten erzählten, dass Streunergerüche dort aufgefunden wurden." Dies hatte ich erst vor kurzem zufällig erfahren. Ob du wissen wolltest, weshalb ich dort nachsehen wollte oder nicht, wusste ich nicht. Doch es erschien mir einfach logisch dir diesen Grund mitzuteilen. Ich wollte diese Streuner vertreiben, falls ich sie finden sollte. Denn höchstwahrscheinlich würde es ohne deine Aufforderung niemand tun. Weshalb also warten, bis du es über irgendwelche anderen Wege erfahren würdest? Dann konnte ich es auch selbst erledigen. Doch der eigentlich Grund, weshalb ich diese Streuner treffen wollte war nicht, weil ich das Territorium von ihnen 'reinigen' wollte. Ich wollte sie ausfragen, über all das, was sie gesehen hatten. Ich wollte wissen, was ich nicht wusste. Denn ich wollte mir immer mehr Wissen aneignen. Nicht um eine höhere Position zu erreichen. Die Position die ich besaß war für mich ideal. Von vielen Schatten wurde ich geachtet, von manchen sogar gemieden. Dies lag an meiner leichten Reizbarkeit. Nur wenige der Schatten wollten sich wirklich mit mir anlegen. Daher hatte ich eine relativ hohe Stellung erreicht, nicht die höchste, doch hoch genug. Das Wissen wollte ich mir aus einem anderen Grund aneignen. Dieser war, dass ich es hasste unwissend zu sein. Ich wollte alles wissen was ich wissen konnte. Zur Not würde ich dieses Wissen auch teilen. Es gab viele Quellen um an Wissen zu gelangen, doch umso mehr Blockaden. Daher nutzte ich jede Chance die sich mir bot, um an neues Wissen zu gelangen. Doch dies verschwieg ich jedem, selbst dir. Auch dem Medium würde ich dieses Ziel verschweigen. Lieber würde ich sterben als es jemandem zu verraten.

"Nun. Dann werden sie uns ihre Motive offenlegen und damit darüber entscheiden, ob sie das Gebiet mit keinem, einem oder zwei Ohren weniger verlassen werden." Während dies bei einer Clankatze vielleicht amüsant geklungen hätte, änderte sich nichts an meinem Tonfall. Schatten vergaben nicht. Schatten verschonten nicht. Streuner waren durchaus gute Informanten. Sie wohnten näher am Clanterritorium, bekamen mehr von der anderen Grenze mit. Doch sie hatten ihre eigenen Prinzipien und ihren eigenen Willen. Eine Partnerschaft war kaum möglich. Wer ein Schatten werden wollte, war schon lange in den Höhlen verschwunden und streunte nicht umher.

"Ich habe nichts dagegen, ihnen eine Lektion zu erteilen da sie unser Territorium betreten haben." Meinte ich. Meine Stimme klang entschlossen, da ich dies wirklich vorhatte. Doch ich werde sie ausfragen. Irgendwie. Egal wie, ich werde es tun. Auch dazu war ich fest entschlossen. Sie werden ihr Wissen teilen müssen! Sonst wird ihr Blut die Grenze tränken... Der letzte Gedanke war nicht einfach so von mir ausgedacht, ich meinte ihn ernst. Für mich war es kein Problem eine Katze zu töten. Eine solche Tat hatte ich bereits oft getan, zu oft, wie mir manchmal schien. Doch dann schüttelte ich den Kopf, vertrieb diese dunklen Gedanken. "Gehen wir?" Fragte ich dich daraufhin. Ich wollte nich länger herum stehen und die Nacht vergeuden, ich wollte handeln.

"Vortrefflich." Dass ich von den Streunern an der Grenze erst jetzt gehört hatte, überraschte mich ein wenig. Andererseits war es in der Bande durchaus nicht üblich, jede Kleinigkeit zu melden. In jedem Falle war ich gespannt, was für Gestalten sich hinter den Streunergerüchen verbargen. Einen Moment lang kam es mir so vor, als verdunkelten sich Vulkans Augen und würden von einem nachdenklichen Ausdruck geprägt, bevor sie einen Gedanken abzuschütteln schien. Geht es um die Pläne dieser Nacht oder denkt sie nur über die Motive der Streuner nach? Bei deiner Frage schob ich diesen Gedanken vorläufig in den Hintergrund und nickte kurz. "Auf geht's. Füllen wir uns zunächst den Magen." Mit diesen Worten ging ich in einem lockeren Tempo los, die Nase in der leichten Brise, die uns entgegenwehte.